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Transkript
00:00Guten Tag, meine Damen und Herren.
00:02Wieder einmal wollen wir Ihnen in unserer Sendereihe Vorsicht, Falle vier Tricks vorstellen,
00:06mit denen Diebe und Gauner der verschiedensten Schattierungen gerade in neuerer Zeit ihr Unwesen treiben.
00:12Die Tatochte, an denen sie auftreten und die Gelegenheiten, bei denen sie ihre Opfer finden, sind sehr unterschiedlich.
00:19Eins haben alle vier Beispiele, aber gemeinsam.
00:22Die Täter verstehen es sehr geschickt, die großen und kleinen Schwächen der angesprochenen Zielperson herauszufinden
00:28und skrupellos auszunutzen.
00:30Schwäche, das kann auch bedeuten Krankheit, Alter, Hilflosigkeit.
00:35Und so unglaublich es klingt, im ersten Fall, den wir Ihnen jetzt zeigen wollen,
00:39sind es genau diese Situationen, also Krankheit, Alter, Hilflosigkeit,
00:43die sich die Täter als Ansatzpunkte für ihr kriminelles Handwerk aussuchen.
00:47Aussuchen.
00:56Darin Röhrmann, darf es was sein?
00:59Ja, so ein Sträußchen hätte ich bitte.
01:03Nach 2,980?
01:05Ja.
01:06Darf ich Sie noch ein bisschen besser einpacken?
01:08Nein, danke nicht nötig. Ich gebe Sie sowieso gleich wieder ab.
01:12Sagen Sie, ist jetzt Besuchszeit?
01:13Auch diese Gerichte, das geht den ganzen Tag.
01:17An einem Dienstag im Frühjahr 1979 in der Eingangshalle eines städtischen Krankenhauses in Norddeutschland.
01:24Ein seriös gekleideter Mann wartet auf eine Gelegenheit,
01:27um ganz unauffällig die Pforte des Krankenhauses zu passieren.
01:31Wie in fast allen Krankenhäusern sind auch hier die strengen Besuchszeiten früherer Jahre
01:37einer relativ großzügigen Regelung gewichtet.
01:39Dies ist zwar für Patienten und ihre Angehörigen recht angenehm,
01:45aber es ebnet auch zwielichtigen Besuchern den Weg.
01:48Guten Tag.
01:49Guten Tag.
01:50Können Sie mir bitte sagen, wo Frau Ludwig liegt?
01:52Klar, Moment bitte.
01:53Wir haben eine Anna, Ludwig.
02:05Ja, ja, das ist meine Oma. Welches Zimmer ist denn das?
02:10Das ist Zimmer 114 im ersten Stock.
02:14Wenn Sie hier bitte runtergehen und dann zum ersten Stock.
02:16Vielen Dank, bitte.
02:17Bitte.
02:17Bitte.
02:17Bitte.
02:17Bitte.
02:17Bitte.
02:23Du Mutti, was war'n mit dir?
02:52Ist die tot?
02:53Ach was, die schläft bloß. Wahrscheinlich hat sie eine Narkose gekriegt und wird gleich operiert.
02:58Ach so.
03:03Ach, da seid ihr ja.
03:05Guten Tag, Mutti.
03:09Guten Tag, Oma.
03:11Klasse.
03:13Oh.
03:13Aber Klaus Blumen packt man doch aus.
03:15Das kann ich doch auch machen.
03:17Ja, ja, weil du dich auch so gut bewegen kannst, so frisch operiert.
03:21Die aber hübsch.
03:26Sag mal, wie geht's dir denn?
03:27Na ja, Gott, schön ist ja nicht, man muss halt ruhig liegen, nicht?
03:31Aber wenn ich hinterher dafür wieder richtig laufen kann.
03:34Hier.
03:35Guck mal, ich hab dir hier Verschiedenes mitgebracht.
03:38Die Zeitung und ein paar Illustrierte.
03:41Nein, aber ich kann ja doch noch nicht gleich wissen.
03:43Ach, das liefst du doch gern, Mann.
03:45Und hier sind Äpfel.
03:46Anna Ludwig hat eine schwere Hüftgelenkoperation hinter sich.
03:50Da sie zunächst viel Ruhe braucht, liegt sie in einem Einzelzimmer.
03:54Gerade deshalb freut sie sich besonders über die Abwechslung, die ihr der Besuch der Tochter
03:59und des Enkels bereiten.
04:00Na, hast du denn Schmerzen?
04:02Nein, die sind ja weg.
04:07Der Mann mit dem kleinen Blumenstrauß, der gleichzeitig mit Frau Borchert und ihrem
04:12Sohn das Krankenhaus betreten hat, wandert scheinbar nicht sehr zielbewusst durch die
04:16verschiedenen Abteilungen der Klinik.
04:18Als er schließlich einige Zeit später die chirurgische Frauenstation ansteuert, verabschieden
04:24sich doch Tochter und Enkel gerade von Frau Ludwig.
04:27Siehst du, ich hab doch nur alles überstanden.
04:30Ach, das ist doch prima.
04:32Ja, Mutti, ich glaub, jetzt brauchst du wieder Ruhe, hm?
04:36Warte mal, ich wollte noch was verlieren.
04:39Ja?
04:40Was war das bloß?
04:42Ja, ich weiß es auch nicht.
04:43War es was mit zu Hause oder brauchst du vielleicht was?
04:46Nee.
04:47Ach ja, jetzt weiß ich es wieder.
04:49Du hast mir ja noch gar nicht gesagt, wie es mit dir in der Schule geht.
04:53Oh je.
04:54Ach, Klaus, jetzt tu aber doch nicht.
04:56Erschreck doch die Oma nicht.
04:58Gestern hat er eine 2 gebracht in Mathe.
05:01Was?
05:02Ja.
05:03Na, das muss doch belohnt werden, Klaus, lieber Mann.
05:06Ach.
05:07Aber Mutti, lass doch das, du hast doch selber nicht so viel.
05:10Gib's doch gern, das macht mir doch Spaß.
05:13So.
05:14Hier.
05:15Da.
05:16Dank, Oma.
05:17Kann ich gut gebrauchen.
05:18Ja, komm mal her, mein Süßer.
05:20So.
05:21Da, tun wir wieder rein.
05:24Aber, irgendwas wollte ich doch noch von dir, was war das bloß.
05:29Ach Mutti, das fällt dir doch bestimmt wieder ein.
05:31Na doch schon.
05:32Sagst du mir, es ist das nächste Mal.
05:33Ja.
05:34Wir kommen ja übermorgen schon wieder.
05:35Grüß mir deinen Mann schön, ne?
05:37Mach ich.
05:38Tschüss Mutti.
05:39Tschüss mein Kind.
05:40Wiedersehen.
05:41Und grüß auch alle anderen noch, die ich so kenne.
05:43Ja klar, mach ich.
05:44Tschüss Oma.
05:45Tschüss.
05:46Tschüss Mutti, gute Festung.
05:47Vielen Dank.
05:48Ja.
05:49Als Frau Borchert und ihr Sohn das Krankenhaus verlassen, begegnen sie dem Mann mit dem Blumenstrauß
06:01zum zweiten Mal.
06:03An seinem Äußeren deutet darauf hin, dass hier kein harmloser Besucher unterwegs ist,
06:08sondern dass ein raffinierter Trickdieb durch die Flure streift.
06:12Entschuldigung.
06:14Ich hab mich wohl in der Tür gehört.
06:16Der Mann geht kein Risiko ein.
06:18Zimmer, in denen mehrere Patienten liegen, stehen nicht auf seinem Programm.
06:32Am liebsten sind ihm solche Zimmer, in denen er ungestört seinem kriminellen Handwerk
06:37nachgehen kann.
06:38Die Patientin aus Zimmer 113 befindet sich noch im Operationssaal.
07:08...
07:18...
07:23...
07:34Guten Tag Schwester.
07:35Der Mann reagiert auch auf unvorhergesehene Zwischenfälle kühl und geistesgegenwärtig.
07:58Und er weiß auch, kleine Vorteile sofort zu nutzen, wenn er zum Beispiel zufällig den Namen von Patienten erfährt.
08:05Guten Tag, Frau Ludwig.
08:07Guten Tag.
08:08Sie kennen mich nicht, aber ich kenne Sie recht gut. Aus meinen Unterlagen. Ich bin nämlich vom Sozialamt.
08:16Wieso Sozialamt? Dir stimmt irgendwas nicht?
08:23Nein, nein, im Gegenteil. Keine Angst, Frau Ludwig. Ich bin von der Seniorenbetreuung bei der Stadtverwaltung.
08:30Ach so. Sie, da war ich neulich mal bei so einem alten Nachmittag. So, ich muss sagen, das war für das Gemüse.
08:39Na, sehen Sie. Und wenn wir uns um Sie kümmern, wenn Sie gesund sind, tun wir das natürlich erst recht, wenn Sie im Krankenhaus liegen.
08:46Brauchen Sie irgendetwas? Was zum Lesen oder so?
08:49Nein, nein, nein, danke. Meine Tochter war gerade da und hat mir was mitgebracht.
08:55Die kümmern sich schon um mich. Blumen hat sie mir auch mitgebracht heute.
09:01Ach, Frau Ludwig, meiner hätte ich's vergessen. Ich hab auch Blumen für Sie.
09:05Blumen von der Stadt für mich? Das ist aber lieb.
09:14Die sind aber hübsch.
09:18Tun Sie sich doch zu den anderen in die Vase.
09:21Aber das sieht doch nicht gut aus, Frau Ludwig. Ich hol lieber noch ne andere Vase.
09:26Draußen war eben ne Schwester. Die frag ich mal.
09:28Am besten, ich nehm das Sträußchen mit.
09:31Ja.
09:32Damit wir ne passende Vase finden.
09:34Das ist aber wirklich lieb von Ihnen.
09:35Das ist doch selbstverständlich, Frau Ludwig. Ich bin gleich wieder da.
09:38Ja.
09:46Natürlich kommt der Mann nicht wieder.
09:47Und der kleine Blumenstrauß, mit dem er die alte Frau überrascht und abgelenkt hat,
09:51dient ihm an diesem Tag in einem anderen Krankenhaus noch einmal als Requisit für einen hinterhältigen Trickdiebstahl.
09:59Nicht immer geben sich Täter dieser Art als Vertreter der Stadtverwaltung aus.
10:03Sie treten auch als falsche Assistenzärzte oder Handwerker auf.
10:07Was kann man dagegen tun?
10:09Es wäre sicher verkehrt, das Kind mit dem Bade auszuschütten und etwa die verbesserten Besuchsmöglichkeiten wieder einzuschränken.
10:15Denn die sind aus medizinischer Sicht für die Patienten durchaus sinnvoll.
10:19Aber es ist natürlich nicht sinnvoll, ins Krankenhaus größere Geldbeträge oder Wertgegenstände mitzunehmen.
10:27Und wenn es einmal nicht anders geht, etwa nach einem Unfall, dann empfiehlt es sich, Geld und Wertsachen bei der Verwaltung des Krankenhauses abzugeben und zu deponieren.
10:36In unserem nächsten Beispiel geht es auch um eine menschliche Schwäche, aber um eine ganz andere Altersgruppe.
10:46Es geht um junge Menschen, die oft versuchen, erwachsen zu wirken, um für vollgenommen zu werden.
10:51Ein paar besonders clevere Geschäftemacher haben diese Schwäche klar erkannt und eine Masche entwickelt,
10:57die die Angesprochenen in ihrem Wunsch, älter zu sein, zunächst bestärkt und sie dann erbarmungslos darauf festnagelt.
11:05Ich weiß, das klingt sehr geheimnisvoll, aber schauen Sie sich doch einmal an, wie der Trick in der Praxis abläuft.
11:11Darf ich?
11:12Ja.
11:13Das ist ein ganz interessantes Beispiel, Sabine. Darf ich es mal eben zeigen?
11:16Ja, natürlich.
11:17Hier, seht euch das mal an.
11:20Die Sabine hat zuerst zu viel Wasser genommen.
11:23Dadurch hat sie hier im dunklen Bereich die Farbfläche nicht konstant angelegt.
11:26Das ist wie Aquarell.
11:28Hier hat sie es dann gemerkt und deckend gemalt und da stimmt es dann wieder.
11:32Da ist die Farbe ganz gleichmäßig.
11:37So, Sabine, ich glaube, du weißt jetzt, worauf es einig ist.
11:40Letzte Stunde in der 11. Klasse eines Gymnasiums.
11:45So, Leute, die Stunde ist gleich um.
11:46Lasst jetzt die Blöcke trocknen und räumen schon mal langsam zusammen.
11:51Für die Schüler geht ein ausgefüllter Vormittag zu Ende.
11:53Sie haben eine Klassenarbeit und einen Test geschrieben.
11:57Und auch im Kunstunterricht wird heute in der Oberstufe Leistung verlangt.
12:02Geht ihr noch mit?
12:03In die Pizzeria?
12:04Ja, dachte ich schon.
12:05Dann gut, aber ich nehme nur eine kleine.
12:06Okay.
12:07Leute, ich muss gleich nach Hause.
12:08Meine Mutter ist mal beleidigt, will ich nicht zum Essen kommen.
12:10Ja, du hast es gut.
12:12Sabines Eltern sind beide berufstätig.
12:14Deshalb isst sie nach der Schule meist in einem Lokal zum Mittag.
12:18Die Klassenkameradin Marlis, mit der sie besonders eng befreundet ist, leistet ihr dabei häufig Gesellschaft.
12:24Dankeschön.
12:32Dankeschön.
12:33Dankeschön.
12:33Dankeschön.
12:34Das ist, dir schmeckt gut.
12:35Danke, die dir auch.
12:37Mhh, das ist gut.
12:39Weißt du, heute früh das war die Pfadze.
12:41Der Hausmeister hat wieder rumgelabert, wie für das Plus, weil ich meinen Mofa an die Wand gelehnt habe.
12:45Ja, ja, da bin ich jetzt voll.
12:47Und, hast du es weggenommen?
12:48Ja, was willst du machen? Gegen die kommst du doch nicht an.
12:50Na, genau so, dass der uns immer duzt.
12:51Die Lehrer fragen wenigstens, ob es einem recht ist.
12:55Mhh.
12:56Gut, das ist wirklich gut.
12:57Die beiden Mädchen merken nicht, dass ihr Gespräch von einem Mann aufmerksam verfolgt wird,
13:04der die Probleme 16- oder 17-jähriger Schüler genau kennt.
13:07Allerdings ist sein Interesse nicht frei von Hintergedanken.
13:13Ich hatte morgen in der Straßenbahn, außen soll ich das Ding passieren.
13:16Was denn?
13:16Der Laber rief plötzlich von Macker von der Seite an.
13:19Aber scharf auf meinem Sitzplatz, aber nicht viel älter als wir.
13:22Na, und dann die Tour mit den jungen beiden.
13:24Ich habe bloß was von Meniskus gemurmelt und dann auf Stur geschaltet.
13:27Ja, manche Leute kannst du doch nicht vergessen.
13:30Entschuldigen Sie, dass ich Sie so einfach anspreche, aber Sie sind doch sicher Studentin, nicht wahr?
13:36Na ja, gewissermaßen. Warum?
13:39Sehen Sie, das dachte ich mir.
13:40Dann verstehen Sie ja was von Büchern.
13:44Schulbücher?
13:44Quark, doch keine Schulbücher.
13:48Natürlich nicht. Literatur meine ich.
13:50Böll, Brecht oder wenn Sie wollen, Simmel, François Sagan.
13:54Eben alles, was man so gelesen hat.
13:56Ja, ja, das kennen wir natürlich.
13:58Haben Sie denn was mit Büchern zu tun?
13:59Ja, gut getippt.
14:00Wissen Sie, wir sind eine große Bildungsvereinigung.
14:03Und wir sprechen nur ein ausgesuchtes Publikum an.
14:05Akademiker, Studenten und solche, die es werden.
14:08Was heißt Bildungsvereinigung? Ist das ein Club oder sowas?
14:11Ja, in gewisser Weise schon. Nur, dass wir die Mitglieder sorgfältig auswählen und einen Club ohne Mitglied beitreten.
14:17Und da bekommt man Bücher umsonst?
14:19Na ja, sagen wir, fast. Fast umsonst.
14:23Sie kriegen von uns kostenlos einen Einkaufsausweis.
14:26In dem können Sie Bücher, natürlich auch Schallplatten, Musikkassetten zu Vorzugspreisen einkaufen.
14:32Da sparen Sie eine Menge Geld, wenn Sie wollen.
14:36Und wenn man nicht will?
14:37Dann wollen Sie eben nicht. Was soll sein?
14:40Klingt interessant. Und wie wird man damit bilden?
14:42Ganz einfach. Da brauchen Sie mir nur Ihre Adresse aufzuschreiben. Alles andere organisiere ich für Sie.
14:49Mit sicherem Instinkt hat der Mann den richtigen Ton getroffen.
14:53Die beiden Mädchen konzentrieren sich nicht mehr auf den Inhalt der Papiere, die sie ausfüllen,
14:57sondern nur noch darauf, den souveränen und erwachsenen Eindruck, den sie anscheinend auf dem Fremden gemacht haben, zu erhalten und zu bestärken.
15:05So merken Sie nicht, dass Sie eine ganz normale Beitrittserklärung für einen ganz normalen Buchclub unterschreiben,
15:12mit der Verpflichtung, in regelmäßigen Abständen Bücher und Schallplatten zu beziehen.
15:17Wenn Sie dann bitte noch unterschreiben wollen.
15:21Da und rechts.
15:25Die Frage ist natürlich alber, nur der Form alber.
15:29Sie sind doch beide volljährig, nicht wahr?
15:31Ich meine, Sie müssen doch nicht erst Ihren Vater machen.
15:34Volljährig, natürlich.
15:36Ich bin bald 19.
15:37Ja, dann schreiben Sie da doch noch ein bisschen kurz ab.
15:40Zielsicher manövriert der Vertreter die beiden Mädchen in eine verzwickte Situation.
15:46Wenn Sie jetzt nicht plötzlich doch zugeben wollen, dass Sie keineswegs so erwachsen sind, wie es der Mann Ihnen zutraut,
15:53dann müssen Sie wohl oder übel Ihr Geburtsdatum fälschen.
15:56Dass so etwas peinliche Folgen haben kann, kommt Ihnen im Moment nicht in den Sinn.
16:02Zahlen bitte.
16:03Tatsächlich geschieht zunächst einmal gar nichts.
16:12Und ein paar Wochen später haben die Mädchen über dem Alltag zwischen Schule und Freizeit
16:16das Formular, das sie in der Pizzeria ausgefüllt haben, schon beinahe wieder vergessen.
16:21Beeil dich mal.
16:23Aber sie sind bei dem Buchclub nicht in Vergessenheit geraten.
16:27Hast du auch so etwas gekriegt? Das war bei uns heute Morgen in der Post.
16:29Ne, was ist denn das?
16:30Der Verein, wo wir neulich die Zettel ausgefüllt haben.
16:33Na und?
16:33Du, ich sag dir, das ist irgendwo der Wurm.
16:35Weiber, Mann.
16:36Was macht das so spannend jetzt, ey?
16:40Bitte suchen Sie aus unserem Katalog Bücher und Schaltplatten für mindestens 30 Mark aus.
16:46Sollten wir bis zum 30. April keine Nachricht vor Ihnen haben, gehen wir davon aus, dass Sie uns die Auswahl überlassen möchten.
16:53Wir senden Ihnen dann per Nachname des Buch des Quartals und unsere neue Langspielplatte Blasmusik macht froh.
16:58Na wirklich.
16:59Ich konnte das Ding heute Morgen gerade noch abfangen. Ich bin fast vom Stuhl gerutscht, als ich das gelesen habe.
17:04Na hör mal, das ist ja ein hunstermaler Buchclub. Meine Tante ist denn sowas? Die muss das ganze Jahr über Bücher kaufen und die verschenkt sie dann alle zu Weihnachten.
17:11Sag mal, und du hast sowas nicht gekriegt?
17:13Bei uns kommt die Post erst um 10.
17:15Mensch, wenn meine Alten das in die Finger kriegen, das gibt Ärger.
17:19Weißt du was? Dieser Typ hat doch damals gesagt, wenn man nicht will, dann muss man nicht.
17:23Dafür bist du Zeuge.
17:23Ja, und ich sag einfach, dass ich nicht will.
17:27Ganz so einfach, wie die jungen Mädchen glauben, lässt sich das Problem allerdings nicht aus der Welt schaffen.
17:32Zwar hat es zunächst auch Sabine geschafft, den verräterischen Brief abzufangen und zu zerreißen.
17:36Endgültig konnte sie dem befürchteten Ärger damit aber nicht ausweichen.
17:43Guten Tag.
17:44Guten Tag, eine Nachname für Sabine Wieland. Mach 33 mal 50.
17:48Das ist meine Tochter. Wo kommt das denn her? Literarische Bildungsvereinigung. Kann ich das mal gerade einen Moment mitnehmen?
17:55Ja, wenn es nicht zu lange dauert.
17:59Sabine, hast du bei einer Literarischen Bildungsvereinigung was bestellt?
18:03Ich?
18:04Ja, natürlich du. Hier ist ein Nachnamepäckchen, an dich adressiert.
18:08Also nö. Bestellt habe ich nichts.
18:11So, dann geht das also zurück.
18:12Ah ja, richtig. Lass es zurückgehen. Das ist wohl das Beste.
18:17Also, das geht zurück. Schreiben Sie Annahme verweigert oder sowas.
18:21Ja, ist gut.
18:24So, nun beichte mal.
18:27Wie ist denn das gelaufen?
18:28Auch bei Marlis bleibt der Ärger nicht aus.
18:33Denn auch zu ihr hat der Postbote das gleiche Nachnamepäckchen gebracht.
18:37Sag, aber was ist denn nun damit, Marlis?
18:40Ich gebe ja zu, dass es blöd war, dass ich da unterschrieben habe.
18:44Aber der hat wirklich gesagt, dass es nichts kostet.
18:46Ich verstehe auch nicht, wie du sowas annehmen konntest, Mutti.
18:49Nun such die Schuld nicht noch woanders.
18:51Was ist überhaupt drin für 33 Mark?
18:53Blasmusik macht froh.
18:57So weißt du.
19:00Sag mal, gilt es denn eigentlich, wenn ein Kind sowas unterschreibt?
19:05Es ist doch noch minderjährig.
19:07Da hast du recht. Ich ruf da mal an.
19:09Vielleicht kann ich das gerade bieten.
19:11Guten Tag.
19:25Wenske ist hier.
19:27Ich habe eine Reklamation wegen einer Mitgliedschaft.
19:29Können Sie mich da verbinden?
19:32Ja, danke.
19:34Du sag mal, wann war denn das, als du da unterschrieben hast?
19:36Schon ewig her. Da war es noch kalt, aber so genau weiß ich es auch nicht mehr.
19:43Ja, guten Tag. Wenske ist hier.
19:46Meine Tochter hat offenbar bei Ihnen einen Vertrag unterschrieben.
19:49Sie ist aber noch minderjährig und wir haben das nicht genehmigt.
19:52Ich nehme an, wir können das am Telefon regeln.
19:56Marlis Wenske heißt sie.
19:58Was?
20:00Wieso?
20:00Das ist doch Unsinn.
20:032. Januar stimmt.
20:05Aber nicht 1961, sondern 62.
20:08Moment mal bitte.
20:10Du sag mal, die behaupten, dass auf ihrem Formular ein anderes Geburtsdatum steht.
20:151961.
20:16Hast du das etwa so angegeben?
20:18Der Kerl hat uns so eingewickelt.
20:20Der hat uns ja die Worte richtig in den Mund gelegt.
20:22Na und Sabine hat auch gesagt, dass sie schon vorherig ist.
20:24Verdammt, das hättest du gleich sagen können.
20:27Jetzt bin ich da voll ins Messer gelaufen.
20:28Also hören Sie, Sie brauchen der Sache nicht weiter nachzugehen.
20:33Nein, nein, keine Urkundenfälschung.
20:35Wir haben hier bei uns die Sache nur verwechselt.
20:38Es ist alles in Ordnung.
20:39Dankeschön.
20:40Auf Wiederhören.
20:43Da hast uns ja eine verdammt dicke Suppe eingebrockt.
20:47Meine Tochter.
20:49Urkundenfälschung.
20:51Wie stehe ich denn jetzt da?
20:52Als Beamter.
20:54Das darf ich doch nirgends erzählen.
20:55Da muss ich ja noch dankbar sein, wenn die keinen Wind drum machen.
20:58Aber wieso denn?
20:59Dieser Wisch ist doch keine Urkunde.
21:00Natürlich ist das eine Urkunde.
21:02Und ich kann dir da jetzt nicht raushelfen.
21:05Die Bücher müssen abgenommen und bezahlt werden.
21:07Aber nicht von mir.
21:09Sondern von deinem Taschengeld.
21:14Marlis und Sabine sind keine Einzelfälle.
21:17Windige Buchvertreter der gezeigten Art haben in den vergangenen Jahren
21:20unzählige Jugendliche auf die gleiche Weise hereingelegt.
21:24Und fast immer haben die Eltern zähneknirschend klein beigegeben.
21:28Denn sie wollten natürlich nicht lange darüber diskutieren,
21:31ob ihr Sohn oder ihre Tochter als Urkundenfälscher anzusehen ist oder nicht.
21:36Im Grunde genommen brauchten sie diese Diskussion nicht zu scheuen.
21:39Denn strafrechtlich gesehen ist das falsche Geburtsdatum
21:42weder eine Urkundenfälschung noch ein Betrug.
21:44Aber machen wir uns nichts vor.
21:47Peinlich bleibt es für einen Vater oder eine Mutter doch.
21:50Deshalb wollen wir hoffen,
21:51dass heute möglichst viele Leute diese Geschichte gesehen haben.
21:56Denn wie zu Beginn der Sendung schon gesagt,
21:58die geheimen Wünsche der Menschen sind nicht selten
22:01der entscheidende Ansatzpunkt für Diebe und Betrüger.
22:04Auch unser nächster Fall ist dafür ein sehr berättes Beispiel.
22:09Hier nutzen sie einen Wunsch aus,
22:11der immer noch recht verbreitet ist.
22:12Den Traum von beruflicher Selbstständigkeit
22:15und damit verbundener persönlicher Unabhängigkeit.
22:18Als Voraussetzung braucht man in diesem Fall angeblich nur ein Dokument,
22:22das sowieso fast jeder besitzt.
22:24Einen Führerschein.
22:26Der Trick ist sogar so ausgeklügelt,
22:28dass die Ganoven gleich mehrfach hintereinander kassieren können.
22:31Karl-Heinz Schwarz, ehemaliger Verkäufer in einem Warenhaus,
22:45ist eines der Opfer, das ihnen auf dem Leim gegangen ist.
22:49Jetzt, nachdem er glaubt, die Masche durchschaut zu haben,
22:52versucht er, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
22:54So, hier sind die Schlüssel.
22:58Der Wagen steht draußen.
22:59Tja, Herr Schwarz, das tut uns natürlich leid,
23:02dass Sie jetzt das Handtuch werfen.
23:05Bitte.
23:06Karl-Heinz Schwarz gibt einen LKW zurück,
23:09den er erst vor ein paar Monaten gekauft hat.
23:11Die Geschäfte gingen ihm nun mal gut, mal weniger gut.
23:14Gerade jetzt haben wir aber wieder einen Aufwärtstrend.
23:16Nee, nee, nee, nee, das habe ich schon ein paar Mal gehört.
23:18Mit sowas brauchen Sie mir nicht mehr zu kommen.
23:20Wie Sie wollen.
23:21Wir kaufen den Wagen vertragsgemäß zurück.
23:24Der Schätzpreis beträgt, Moment, 15.000 Mark.
23:28Was?
23:29Das ist doch nicht Ihr Ernst.
23:31Ich habe 25.000 dafür bezahlt, vor sechs Monaten.
23:35Nee, nee, nee, Herr Schwarz, Moment mal.
23:37Sie haben den Wagen für 25.000 gekauft.
23:40Bezahlt haben Sie aber erst 6.000.
23:42Da sind noch 19.000 offen.
23:45Für 15.000 nehmen wir ihn zurück.
23:48Dann kriegen wir von Ihnen noch 4.000.
23:51Hören Sie mal, das kann doch nicht angehen,
23:54dass Sie den Wagen zurückkriegen
23:55und ich auch noch 4.000 dafür zahlen soll.
23:58Doch, doch, das müssen Sie schon.
24:00Und für den Fuhrvertrag müssen Sie auch einen stehen.
24:03Da gibt es Kündigungsfristen,
24:04da läuft einiges an Gebühren weiter,
24:06wenn Sie jetzt den Kram hinschmeißen.
24:08Versicherungen, Anschlussgebühr, Funk und so weiter.
24:10Sie können das aber natürlich in Raten abzahlen.
24:14Also, das ist die größte Sauerei aller Zeiten,
24:17was Sie hier mit mir machen.
24:19Na, na, vorsichtig, Herr Schwarz.
24:20Wir könnten auch weniger entgegenkommend sein.
24:23Karl-Heinz Schwarz beendet ein Vertragsverhältnis,
24:25in dem Rechte und Pflichten sehr ungleich verteilt waren.
24:28Während er nicht weiß, wie er seine Schulden bezahlen soll,
24:31zieht sein Vertragspartner bereits gewinnträchtige Konsequenzen
24:34aus dem offensichtlich vorprogrammierten Ende der Geschäftsverbindung.
24:41Georg, der blaue Fünftonner ist wieder frei.
24:45Mach ihn ein bisschen zurecht und dann gib gleich das Inserat auf.
24:48Wie üblich unter Stellenanzeigen.
24:50Ja.
24:53Das Inserat, in dem eine selbstständige Existenz als Fuhrunternehmer
24:57mit dem dazugehörigen Lkw angeboten wird,
25:00erscheint bereits am nächsten Tag.
25:02Zu den Lesern, die sich für das Angebot interessieren,
25:06gehört auch der 42-jährige Gerhard Brüning.
25:10Er ist Angestellter in der Expeditionsabteilung
25:13einer Werkzeugmaschinenfabrik
25:14und er spielt schon lange mit dem Gedanken,
25:17sich bei passender Gelegenheit selbstständig zu machen.
25:22Hallo, Herr Brüning, Freund.
25:24Na, wie geht's?
25:25Oh, immer das Gleiche.
25:27Habt ihr alles fertig?
25:28Ja, doch, das ist ziemlich viel diesmal.
25:30Da freut sich mein Chef.
25:32Der jammert nämlich immer, wenn wir bloß halb voll fahren.
25:34Geht's ihm denn so schlecht?
25:35Quatsch.
25:36Da bleibt schon ganz schön was hängen.
25:38Ja, das glaub ich.
25:39Ich seh ja immer eure Rechnungen.
25:41Aber fallen da nicht ziemlich viel Unkosten an?
25:44Ja, schlimm kann das nicht sein.
25:45Der hat sich jetzt einen Swimmingpool gebaut.
25:47Mit allen, mit jeden Stromanlagen, mit allen Schikanen.
25:50Ja.
25:51Kommen Sie erstmal rein ins Büro, damit hier was läuft.
25:53So, nehmen Sie Platz.
26:02Erich?
26:03Ja, ja, ich hab's schon gesehen.
26:05Das sind die Drehbänke für Osnabrück.
26:07Und denkt dran, vergesst die Fräsmaschine nicht.
26:10Das ist der Frachtbrief 24 063.
26:13Okay, wir fangen gleich an.
26:15Danke.
26:16Gucken Sie sich das mal an.
26:21Was halten Sie davon?
26:27Für mich wäre das nix.
26:30Mir ist lieber, ich weiß jeden Monat, was ich kriege.
26:33Wollen Sie das wirklich machen?
26:35Naja, ich weiß nicht.
26:37Ich komm hier irgendwie nicht richtig weiter.
26:39Seit fünf Jahren da Frachtbriefe abhaken.
26:43Und was man dabei verdient, ist auch nicht so doll.
26:46Wie sieht das aus?
26:47Habt ihr eigentlich immer Aufträge?
26:49Tja, wir sind ziemlich ausgelastet.
26:52Aber wenn da mal so ein Großkunde ausfällt, dann sieht das schon gleich ganz anders aus.
26:57Also, ich würde mich das nicht trauen.
26:59Haben Sie denn überhaupt einen Zweier-Führerschein?
27:01Nö.
27:03Aber hier steht doch.
27:05Führerschein Klasse 3, da nimmt man sich eben einen kleineren LKW.
27:09Naja, ist richtig.
27:10Der reicht ja auch bis siebeneinhalb Tonnen.
27:13Und was die da schreiben mit dem Kapital,
27:16Tja, wir haben ein bisschen was gespart.
27:19Meine Frau hat schon lange mitgearbeitet.
27:21Und die bohrt natürlich jetzt, dass wir uns mit dem Geld selbstständig machen sollen.
27:24Naja, wenn Sie meinen.
27:27Vielleicht ist das wirklich nicht schlecht.
27:28Ich denke auch.
27:30Fragen sollte man auf jeden Fall malen.
27:36Eine Woche später haben Gerhard Brünings Pläne schon recht konkrete Formen angenommen.
27:42Er hat sich zunächst brieflich bei der Firma Last Express gemeldet
27:45und dann telefonisch einen Besprechungstermin vereinbart.
27:49Zusammen mit seiner Frau will er nun mit dem Geschäftsführer über die Einzelheiten sprechen.
27:53Guten Tag.
27:55Guten Tag.
27:57Ist das nicht ein bisschen viel?
27:59Sie haben in dieser Woche schon über 30 Fuhraufträge.
28:03Naja, das ist natürlich richtig.
28:04Wenn Sie es als Beiladung mitnehmen und sowieso da rausfahren, dann rentiert sich das natürlich.
28:10Ist gut.
28:10Ich notiere die Aufträge für Sie.
28:12Auf Wiedersehen, Herr Schulz.
28:14Entschuldigen Sie bitte.
28:14Sie sind sicher Herr und Frau Brüning.
28:20Kroll ist mein Name.
28:21Wir haben ja schon zusammen telefoniert.
28:23Tja, dann wollen wir mal sehen, ob wir zusammenkommen.
28:26Was mir mein Mann so erzählt hat, das klang eigentlich alles ganz interessant.
28:30Das ist es auch, Frau Brüning.
28:32Im Güternahverkehr, da stecken noch Chancen drin.
28:35Alles, was irgendwo produziert, verbraucht oder verkauft wird, muss ja zunächst einmal transportiert werden.
28:41Dann haben Sie also mehr Aufträge, als Sie selber abwickeln können.
28:46Respekt, Herr Brüning.
28:47Genau so ist es.
28:49Sie haben einen Blick für wirtschaftliche Zusammenhänge.
28:51Wir könnten natürlich den Fuhrpark erweitern und Fahrer einstellen.
28:55Aber wissen Sie, Angestellte fühlen sich nun mal nicht so verantwortlich wie selbstständige Partner.
29:00Ja, da haben Sie recht.
29:01Erinnerst du dich noch an den Fahrer, von dem ich dir erzählt habe?
29:04Wie der über seinen Chef gesprochen hat?
29:05Ja, ja. Aber sagen Sie, wir beide haben, ehrlich gesagt, noch keine rechte Vorstellung davon, wie das Ganze eigentlich ablaufen soll.
29:14Ganz einfach.
29:15Zunächst schließen Sie mit uns einen Fuhrvertrag ab.
29:18Der sichert Ihnen die Aufträge.
29:19Da sind Sie auch an unser Funknetz angeschlossen und jederzeit erreichbar.
29:23Und damit Sie überhaupt fahren können, vermitteln wir Ihnen einen LKW zu günstigen Bedingungen.
29:28Einen Wagen, der für unsere Aufträge passend ist, versteht sich?
29:31Ja, ja, ja. Und finanziell, wie sieht es da eigentlich aus?
29:36Tja, wir können ja hier mal gucken.
29:39Nehmen wir doch mal eine x-beliebige Wochenabrechnung von einem unserer Partner, der für uns fährt.
29:46Ja, das wäre interessant.
29:48Der hier zum Beispiel, sehen Sie, der hat 28 Foren im Schnitt zu 200 Mark.
29:53Das sind insgesamt, hier bitte, sehen Sie selbst, 5172.
29:59Wie? In der Woche?
30:03Natürlich.
30:05Und wenn es mal ein bisschen weniger ist, sagen wir mal 20 Fuhren, dann sind das immer noch 4.000 Mark.
30:11Schließlich sind wir daran interessiert, dass Sie gut verdienen.
30:13Wir sind ja selbst ein bisschen daran beteiligt.
30:15Ja, das habe ich gelesen.
30:17Sie kriegen 25 Prozent.
30:20Aber wenn wir dann von den 4.000 ausgehen, dann bleiben für uns ja immer noch 3.000.
30:25In der Woche?
30:25Ja, ja. Und was entstehen sonst noch für Unkosten?
30:30Tja, da sind ein paar Gebühren für Funk und so weiter.
30:33Dann das Benzin, die Steuern, das Übliche halt.
30:36Und eben die Raten für den LKW. Da kommt es natürlich darauf an, was Sie anzahlen können.
30:40Was ist das denn für ein Wagen?
30:42Sie haben ihn noch gar nicht gesehen.
30:43Nein.
30:44Da draußen steht er.
30:45Kommen Sie, wir schauen ihn uns mal an.
30:47Ja.
30:49Bitte.
30:49Mit bewährten psychologischen Tricks bestärkt der Geschäftsführer der Firma Lastexpress,
30:55Herrn und Frau Brüning, in ihren rosigen Zukunftsvorstellungen.
30:59Dass er dabei auch auf Kosten und Risiken hinweist, lässt ihn nur noch glaubwürdiger erscheinen.
31:05Die Vorgeschichte des Lastwagens könnte das Ehepaar Brüning natürlich skeptisch machen.
31:10Aber davon erzählt der Mann ja nichts.
31:11Und dass Sie von Preisen für gebrauchte Lastwagen nichts verstehen, hat er längst gemerkt.
31:18Sehr gutes Profil.
31:19Ja.
31:20Gar kein Problem.
31:21Ja, so, so.
31:22Tja, Herr Brüning.
31:24Tja.
31:24Sie haben wirklich Glück.
31:25Den kann ich Ihnen sehr günstig lassen.
31:27Fast neu.
31:28So ganze 23.000.
31:29Mhm.
31:30Was könnten Sie denn anzahlen?
31:31Tja.
31:32Tja.
31:33Würden 5.000 genügen?
31:35Ja, das ist natürlich die unterste Grenze, aber ich glaube, in Ihrem Falle könnten wir das machen.
31:39Ja, aber wenn doch was schief geht.
31:43Ich meine, wenn es nicht so läuft oder wenn mir was passiert.
31:46Aber Gerd, warum soll das denn nicht laufen?
31:48Nein, nein, lassen Sie mal, gnädige Frau, Ihr Mann hat ganz recht daran zu denken.
31:52Aber im schlimmsten Falle sind wir ja auch noch da.
31:55Im Kaufvertrag für den Wagen steht drin, dass wir in solch einem Falle den LKW zum Schätzpreis zurücknehmen.
32:02Sie würden also in keinem Fall drauf sitzen bleiben, wenn Sie aus irgendeinem Grunde aufhören wollen.
32:06Wieso?
32:07Wenn Sie zum Beispiel im Lotto gewonnen haben.
32:08Ach so.
32:09Ja, dann guck doch mal rein hier.
32:12Versteh doch gar nicht.
32:16Also Gerd, ich finde schon.
32:19Dann bist du doch endlich dein eigener Herr.
32:21Das wolltest du doch immer.
32:22Okay.
32:23Dann machen wir das.
32:25Gut.
32:26Dann brauchen wir nur noch die Papiere fertig zu machen.
32:29Bitte.
32:29Bitte.
32:29Schon bald nach dem entscheidenden Vertragsgespräch sitzt Gerhard Brüning am Steuer seines eigenen Lastwagens.
32:40Er hat bei seiner bisherigen Firma gekündigt.
32:43Der LKW ist auf seinen Namen zugelassen und beim Gewerbeamt sowie beim Finanzamt angemeldet.
32:49Zu versteuern gibt es allerdings nicht viel.
32:51Zu versteuern gibt es allerdings nicht viel.
32:51Denn nach den ersten recht guten Tagen fließen die Fuhraufträge nur sehr spärlich.
32:56An manchen Tagen verdient Gerhard Brüning nur 20 Mark oder auch gar nichts.
33:02Zunächst führen Gerhard Brüning und seine Frau die schlechte Auftragslage auf unvermeidliche Anlaufschwierigkeiten zurück.
33:19Aber auch nach weiteren acht Wochen verbessert sich die Situation nicht.
33:32Ja, Tag Herr Kroll.
33:38Hier ist Frau Brüning.
33:39Sie wollten doch noch einmal anrufen wegen eines Auftrages für morgen Nachmittag.
33:44Wieso?
33:45Was heißt das hat sich erledigt?
33:47Sie erledigen scheinbar alles ohne uns.
33:50Herr Kroll, das kann nicht mehr lange so weitergehen.
33:54Ja also, wenn was ist, bitte denken Sie dann wirklich an uns.
34:00Wiederhören Herr Kroll.
34:02Sag mal, Gerhard.
34:06Meinst du, die nehmen dich wieder bei deiner alten Firma?
34:09Du, ich hab mir das auch schon überlegt.
34:13Heute war wieder nur ein einziger Auftrag zu 37 Mark.
34:17Hast du mal durchgerechnet, wie wir überhaupt stehen?
34:20Eine Katastrophe.
34:22Alle Konten sind überzogen bis zum Gehtnichtmehr.
34:24Ich trau mich schon gar nicht mehr zur Bank.
34:27Wie ich dir raten, am ersten zahlen soll, ist mir schleierhaft.
34:30Wenn ich das so überschlage, dann haben wir doch bestimmt schon 20.000 Mark zugesetzt.
34:3520.000, das langt, nicht?
34:37Es sind mindestens 30.000.
34:39Oh, scheiße.
34:40Ja.
34:43Und was nun?
34:43Du, ich glaub, wir hören auf.
34:47Das kann doch noch schlimmer werden.
34:48Ich fürchte, du hast recht.
34:51Hätte ich bloß meinen Mund gehalten und dich nicht auch noch gedrängelt.
34:53Weißt du was?
34:55Hm?
34:55Ich fahr da morgen gleich mal hin.
34:58Wieder einmal geht eine Geschäftsbeziehung genauso zu Ende, wie es die dubiose Speditionsfirma vorprogrammiert hat.
35:04Der Geschäftsführer ist zwar bereit, Herrn Brüning aus der sogenannten Partnerschaft zu entlassen,
35:12aber er pocht auf die buchstabengetreue Erfüllung der abgeschlossenen Verträge.
35:17Und da hat Herr Brüning, wie er inzwischen weiß, leider nur Pflichten.
35:20Also aus dem Fuhrvertrag ergeben sich bei vorzeitiger Auflösung Gebühren von insgesamt 2.175 Mark.
35:28Oh, das ist ja eine schöne Halsabschneiderei.
35:31Aber gut, wir können das ja dann mit dem Wagen verrechnen.
35:33Das müssen wir wohl.
35:35Ich weiß nur nicht, ob Sie das richtig sehen, wie die Rechnung aussieht.
35:37Wieso?
35:38Ich hab jetzt hier die Schätzlurkunde.
35:41Demnach ist der LKW noch 12.000 Mark wert.
35:45Oh, was?
35:46Vor drei Monaten hab ich 23.000 dafür bezahlt.
35:50Das gibt's doch nicht, dass der Schätzpreis inzwischen fast nur noch der Hälfte wert ist.
35:55Moment mal, damit hier kein Irrtum entsteht.
35:58Gekauft haben Sie den Wagen für einen zwischen uns frei vereinbarten Preis von 23.000 Mark.
36:04Genau.
36:04Lediglich für die Rücknahme wurde der offizielle Schätzpreis vereinbart.
36:09Und da ist nun mal ein Unterschied, das müssten Sie doch wissen.
36:11Aber das können Sie doch mit mir nicht machen.
36:13Das ist ja geradezu kriminell.
36:15Seien Sie vorsichtig, Herr Brüning.
36:17Juristisch geht bei uns alles exakt zu.
36:19Ich habe drei...
36:20Und beleidigen lassen wir uns auch nicht.
36:21Ich habe 23 bezahlt und jetzt soll ich bloß 12 kriegen?
36:25Moment mal, Sie haben nicht 23 bezahlt, Sie haben 5.000 bezahlt.
36:28Und dann nochmal sechs Raten nach 500, das macht zusammen 8.000 Mark.
36:31Ja.
36:31Wir hätten also von Ihnen 15.000 Mark zu bekommen.
36:3412.000 Schätzpreis vergüten wir Ihnen für den Rückkauf, also bekommen wir von Ihnen noch 3.000 Mark.
36:38Und wie gesagt, die Gebühren, das macht zusammen 5.175 Mark.
36:41Sagen Sie mal, kommen Sie sich nicht manchmal selber schäbig vor.
36:44Nein, wieso? Wir halten uns genau an die Verträge.
36:46Dann wünsche ich Ihnen auch weiterhin viele gute Geschäfte.
36:49Vielen Dank, Herr Brüning.
36:55Georg, den blauen 5-Tonner kannst du wieder fertig machen.
36:58Und sieh zu, dass das Inserat noch in die Wochenendausgabe kommt.
37:01Nun, Sie werden sicher auf ein derartiges Inserat nicht mehr hereinfallen, meine Damen und Herren.
37:09Für Gerhard Brüning aber gab es keinen drinnen mehr.
37:12Er musste schließlich die Rechnung bezahlen, die ihm das Transportunternehmen präsentiert hat.
37:17Denn rein formal war in den Verträgen nichts zu rütteln.
37:21Dabei hätte Herr Brüning, wenn er die Verträge vorher sorgfältig und kritisch geprüft hätte oder hätte prüfen lassen,
37:26durchaus merken können, dass er mit dem einen Vertrag zwar einen teuren Lastwagen definitiv gekauft hat,
37:33im anderen Vertrag ihm aber entsprechende Fuhraufträge nur unverbindlich in Aussicht gestellt und nicht garantiert worden waren.
37:41Sicher, wenn man glaubt, einen lange gehegten Wunsch erfüllt zu bekommen, neigt man nicht sehr zu kritischen Prüfungen.
37:48Aber man spart unter Umständen viel Geld oder bewahrt sich gar vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch,
37:53wenn man auch in solchen Situationen skeptisch bleibt.
38:00Der Ratschlag, skeptisch zu bleiben, gilt auch für den vierten Fall,
38:04den wir Ihnen jetzt im Rahmen unseres Experiments vorstellen wollen.
38:09In der Montur von ehrlichen Handwerkern zogen unsere Mitarbeiter mit einer versteckten Kamera
38:14durch die Büros verschiedener Firmen immer auf der Suche nach leicht zugänglichen Portemonnaies und Brieftaschen.
38:21Trickliebstähle dieser Art sind zwar nicht neu.
38:23Wir haben sie auch in dieser Sendereihe schon behandelt.
38:27Aber die Erfahrung und unser Experiment zeigen, dass es durchaus angebracht ist,
38:32noch einmal mit Nachdruck darauf hinzuweisen, wie nützlich es ist, besser auf Geld und Papiere aufzupassen.
38:38Kurioserweise stolpert unser falscher Monteur gleich über eine polizeiliche Warnung.
38:43Ein Plakat, das auf Bürodiebe aufmerksam macht.
38:46Dennoch wagt Bernd Schröder hier den ersten Versuch.
38:48Tag die Damen, wir haben Probleme mit der Heizung, das Wasser muss abgestellt werden.
38:51Wenn Sie mal kurz verschwinden müssen.
38:53Die Geschichte mit dem Wasser, das angeblich abgestellt wird, soll die Damen dazu bewegen, das Büro kurz zu verlassen.
38:59Gefilmt wird das Ganze übrigens aus einer Tasche, die der zweite Monteur, in Wirklichkeit unser Kameramann, bei sich trägt.
39:06Und schon gerät ein lohnendes Objekt ins Blickfeld der falschen Handwerker.
39:15Also es muss, nach meiner Meinung muss es an der Pumpe liegen, glaube ich.
39:18Doch der erste Zugriff misslingt, denn die junge Dame bleibt zunächst im Raum.
39:23In einem leeren Nachbarbüro können unsere Leute dann ganz ungeniert die unverschlossenen Schreibtische untersuchen.
39:33Als sie zurückkommen, steht die schon einmal angepeilte Handtasche allein und verlassen im Büro und wird so zur leichten Beute.
39:40Der Inhalt kann sich sehen lassen.
39:52Personalpapiere und Kfz-Schein, Wohnungsschlüssel, Geld und die Schlüssel für das Auto.
40:03Und da die leeren Büros fast alle einladend offen stehen, geht es jetzt Schlag auf Schlag.
40:14Ein Taschenrechner.
40:22Ein Aktenkoffer.
40:29Und schließlich noch einmal eine Handtasche mit Geld und Papieren.
40:33Alles wäre im Ernstfall echten Ganoven, Aufnehmerwiedersehen, in die Hände gefallen.
40:40Also wenn die Heizkörper an sein sollten, müssten wir sie mal abdrehen.
40:44In einem Büro steht sogar ein kleiner Tressor offen.
40:50Eine herrenlose Jacke wird gründlich durchgesehen.
41:03Fündig wird unser Monteur auch in einem unscheinbaren Büroschrank, an dem der Schlüssel steckt.
41:09Zur Beute gehört schließlich auch eine prall gefüllte kleine Herrentasche.
41:20Ordnungsgemäß verschlossen war bei dem ganzen Experiment eigentlich nur eine Tür.
41:34Die vom großen Panzerschrank.
41:35Für den Chef des Unternehmens, der seinen Panzerschrank hier vielleicht wiedererkannt hat, wenigstens ein kleiner Trost.
41:43Ansonsten hat unser Experiment, glaube ich, recht deutlich gezeigt, dass die Ermahnung durchaus angebracht ist,
41:50nicht nur Tresortüren, sondern auch Zimmertüren abzuschließen, wenn man das Büro verlässt.
41:56Denn was hilft die beste Vorbeugeaktion der Polizei, wenn sich keiner danach richtet?
42:01Und damit auf Wiedersehen, bis zum nächsten Mal bei der Sendung Vorsicht Falle!

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