Boris Becker hatte vor dem Beginn des Turniers in Monte Carlo mehrfach beim Training von Alexander Zverev vorbeigeschaut. BMW-Open-Turnierdirektor Patrick Kühnen sprach im exklusiven Interview mit dem kicker über dieses Thema.
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SportTranskript
00:00Herr Kühn, jetzt nehmen Sie uns doch mal mit, unsere Zuschauer auch auf die Reise.
00:05Wie anstrengend war denn der Prozess aus diesem 250er Turnier ein 500er Turnier zu machen?
00:10Der war wirklich nicht so anstrengend, wie man vielleicht vermuten mag, denn die Freude hat
00:15total überwogen die ganzen Monate und auch die ganze Zeit des Prozesses. Zum Ersten natürlich
00:21mit der ADP ins Gespräch zu kommen und dass wir uns alle gemeinsam dafür einsetzen, den Sprung zu
00:27schaffen zum 500er Turnier. Das bringt natürlich einige Herausforderungen mit sich, ganz klar,
00:31aber es war letztendlich für uns ein klares Ziel, was wir vor Augen hatten. Wir haben das gemeinsam
00:35in diesem Team, was wir ja schon seit zehn, elf Jahren sind, dann auch angegangen und haben es
00:40dann auch geschafft. Aber das war ein freudiges Unterfangen, natürlich mit vielen Herausforderungen,
00:45wie gesagt, aber wir waren so top motiviert und uns hat es eher gezogen, als dass wir pushen mussten.
00:51Top motiviert. Es gibt schon einige Änderungen dieses Jahr. Können Sie denn mal sagen, was ist
00:57denn hier alles neu und was wird in den kommenden Jahren noch neu sein, auf das sich die Tennis-Fans
01:01hier in München freuen können? Wenn man über die Anlage geht, nimmt man natürlich den neuen
01:04Centercourt sofort wahr, der mitten im Tennis-Club MTTC Efitos platziert ist. Wir haben hier das große
01:09Glück, dass wir in einem der schönsten Klubs in Deutschland auch spielen und die Atmosphäre für die
01:14Zuschauer und für die Spieler auch jetzt eine ganz andere ist. Der ehemalige Centercourt,
01:18sozusagen jetzt der Court 1, der Court 1 ist der größte zweite Platz international weltweit auf
01:25der gesamten 500er Tour. Auch das ist für uns natürlich ganz toll, weil wir ganz viele tolle
01:29Matches auch besonders im Doppel dort erleben durften diese Woche mit reger deutscher Beteiligung auch,
01:34was ganz toll ist für die Tennis-Fans und für uns als Turnier. Wir haben natürlich den Spielerbereich,
01:39das ganze Catering, VIP-Area und die Anlage komplett umgestalten. Auch der Bereich für die Fans,
01:46ich sag mal die ganze Gastro, ist in den hinteren Bereich gerückt, so in den hinteren Bereich der
01:50Tennis-Anlage, zusammen mit den ganzen Shops, die wir haben. Wir haben einen sehr großen Trainingsplatz
01:56neu aufgestellt, den wir früher hier vorne angelehnt hatten, dort wo heute der Centercourt
02:01steht, auch im hinteren Bereich der Anlage. Also die Anlage ist komplett genutzt sozusagen und
02:06neu aufgesetzt und das Erlebnis, das habe ich jedenfalls wahrgenommen auch von den Fans, ist toll,
02:12kommt sehr gut an. Wir hatten auch dieses Jahr Glück mit dem Wetter bisher und ist wirklich ein
02:16großer Schritt in die Zukunft für uns. Jetzt geht es ja dann in die heiße Phase des Turniers. Zeit,
02:21schon mal ein kleines Fazit zu ziehen. Wie zufrieden sind Sie denn als Turnierdirektor mit dem
02:25bisherigen Turnier, auch was die Zuschauerzahlen angeht? Also ich bin total happy. Wie gesagt,
02:31das Wetter hat mitgespielt und wir haben sicherlich einen riesen Zuschauerrekord haben, weil wir mehr
02:36Kapazität haben und wir haben tolle Matches gesehen, tolle Geschichten. Es gibt ja immer
02:41diese Geschichten, die sich innerhalb eines Turniers entwickeln, zum Beispiel Diego de Dura,
02:44der dann gestern ausscheiden musste, aber ein tolles Turnier gespielt hat. Ja, es ist eigentlich
02:50super gelaufen. Also es hätte nicht besser laufen können, muss ich ehrlich sagen, weil die Tennis-Fans
02:54tolles Tennis gesehen haben und auch natürlich hier auf der Anlage, und es war unser Ziel, auch in der
03:00Erweiterung des Turniers der Funke überspringen sollte zum Tennis-Fan, vom Spieler zum Fan, Tennis
03:06zum Anfassen, dass auch beim Kids-Day Kinder nah dran sein können, beim Training, bei den Spielern
03:11Autogramme bekommen. Es hat alles wunderbar funktioniert und ich bin wirklich sehr happy.
03:14Und jetzt gehen wir in den Endspurt, ja. Jetzt blicken wir mal auf das Draw. Sie haben es gerade
03:19schon erwähnt. Wie zufrieden sind Sie denn mit dem Teilnehmerfeld, das Sie dieses Jahr hier
03:23versammeln konnten? Also ich bin rundum dann doch zufrieden. Wir hatten einige Absagen, das ist ganz klar.
03:28Wir sind im November rausgegangen mit der Meldung nach den ADP Finals mit Yannick Sinner,
03:31Taylor Fritz, Alexander Zverev. Die Geschichte um Yannick Sinner ist bekannt,
03:35brauchen wir nicht mehr diskutieren. Und Taylor Fritz war dann in Monaco in der Woche vor unserem
03:41Turnier, hat sich dort dann auch aufgehalten, nachdem er verletzt aufgeben musste dort. Hat sich
03:46einige Wochen mit der Verletzung rumgeplagt, konnte nicht nach München kommen. Das bringt der Sport dann
03:50eben auch mit sich. Das ist dann schade, aber liegen dann Chancen auch für andere Spieler. Insgesamt,
03:55glaube ich, haben wir sehr, sehr gutes Tennis hier gesehen in diesen Tagen. Und es wird aber auch
03:58zukünftig unser Anspruch sein, natürlich Topspieler nach München zu holen. Und auch,
04:03wenn wir eine Chance haben, eine Nummer eins zu finden und zu bekommen für die BMW Open bei Bitpanda,
04:07dann werden wir uns da auch anstrengen. Das wird immer unsere Motivation bleiben, das bestmögliche
04:11Feld aufzustellen, besonders für unsere Tennisfans. Da muss ich jetzt natürlich nachfragen. Gibt es denn
04:15einen Spieler, den Sie sofort im Kopf haben, wo Sie sagen, den würde ich hier unbedingt gerne mal in München sehen?
04:19Also der ist jetzt gerade dieses Jahr in München angekommen, das ist nämlich der Ben Schelten. Weil er
04:22einfach ein toller Spieler ist und ein sehr junger Spieler ist, dem eine große Zukunft vor den Füßen liegt,
04:29der international viele Menschen begeistert. Holger Ruhne, denke ich mir, da gibt es immer eine Chance,
04:35dass er zurückkommt, weil hier vieles oder fast alles für ihn angefangen hat bei den BMW Open bei Bitpanda.
04:40Und ansonsten habe ich immer ein Auge auch auf junge Spieler, interessante Spieler. Ich freue mich,
04:45wenn Spieler wiederkommen, aber immer auch ein Auge drauf, auch mal neue Spieler unseren Fans zu
04:50präsentieren. Das muss in allererster Linie in den Turnierplan der Spieler selbst passen,
04:54dass sie in der Woche spielen. Die letzten Jahre waren eigentlich ganz gut gelaufen, was das
04:58Spielerfeld angeht und jetzt haben wir natürlich auch für die nächsten Jahre einen sehr hohen Anspruch
05:01an uns selbst und für die Tennisfans vor allem. Junge Spieler, das Stichwort, Sie haben es gerade
05:04angesprochen, Diego de Dura. Er hat auch für einen, ja, nennen wir es mal kontroversen Moment hier
05:09gesorgt bei dem BMW Open. Wie haben Sie denn das Ganze wahrgenommen? Auch die Diskussion, die sich dann nach seinem Jubel gegen
05:15Denis Shapovalov entwickelt hat. Ja, wie ordnen Sie erstens den Jubel ein und zweitens die Diskussion,
05:19die sich danach entwickelt hat? Der spielt hier auf einer Bühne, das darf man nicht vergessen.
05:23500er Turnier, das ist für ihn wirklich eine ganz, ganz große Bühne, auf der er noch nie war.
05:27Klar, Denis Shapovalov hat aufgegeben. Die Reaktion von ihm war, glaube ich, rein emotional. Das ist ihm als
05:35junger Spieler, als junges Talent. Die Emotionen haben ihm vielleicht da einen kleinen Streich gespielt.
05:40Ich sehe das, ja, relativ entspannt. Das ist ein junger Kerl, der hat hier einen riesen Erfolg gefeiert,
05:46hat hier auf dieser Bühne vor 6.000 Menschen so Tennis gespielt wie noch nie. Das war eine ganz
05:52neue Situation für ihn. Ich kann mir vorstellen, wenn es nochmal so kommen sollte, dass er vielleicht
05:56anders reagiert. Aber hey, das ist ein junger Mensch, der wird auch daraus lernen und ich würde es nicht
06:02überstrapazieren wollen. Dann kommen wir mal weg vom Newcomer zur deutschen Nummer eins. Vor dem BMW Open hat sich
06:07Tennis Deutschland ein bisschen Sorgen machen müssen um Sascha Zverev. Er hat auch in Monte Carlo sehr ratlos gewirkt,
06:12was seine eigene Leistung angeht. Wie optimistisch sind Sie denn, dass das Turnier hier in München so ein
06:17kleiner Wendepunkt jetzt für seine weitere Saison sein kann? Also bisher ist gut gelaufen für ihn. Er hat zwei gute
06:23Auftaktmatches gespielt, souverän gewinnen können. Auch das habe ich im Vorfeld schon mal auch beantwortet.
06:29Es gibt im Tennis, das weiß ich von mir selbst, ich habe nie auf dem Niveau gespielt wie Sascha Zverev. Aber es gibt eben Phasen, in denen es läuft es
06:35einfach auch mal nicht so gut. Und da gibt es Phasen, in denen läuft es sehr gut. Das ist ein Leistungssport, auch im Tennis natürlich. Klar, das kann passieren.
06:40Und man darf nicht vergessen, dass es den Spieler selbst am meisten ja auch nervt. Und er hat bewiesen, dass er sehr oft schon aus schwierigen Phasen sehr, sehr gut
06:49rausgekommen ist. Besonders nach der langen Verletzungsphase mit der Verletzung in Paris bei den French Open. Also ich bin da schon
06:56zufällig, dass er das schafft. Er hat in diesen Situationen oft Stärke bewiesen. Und ich glaube, es kommt auch sehr darauf an, wie begegnet man diesen Phasen, wenn es mal nicht so
07:06gut läuft. Und er ist ein Spieler, der sich dessen immer sehr bewusst war und dann eigentlich über das Training viel
07:11kompensiert hat. Und ich hoffe, dass die Woche für ihn eine tolle Woche wird, bis hin zum letzten Tag. Und dass dann auch die Sandplatzsaison, die ja vergangenes Jahr auch nicht so optimal
07:21gestartet ist, aber dann mit dem Turniersieg in Rom und der Final-Teilnahme bei den French Open doch eine starke Saison geworden ist. Also es kann dann
07:28auch wieder schnell gehen. Und Alexander Zverev ist trotzdem die Nummer zwei der Welt und hat schon viel erlebt, ist schon lange dabei und wird auch da durchkommen.
07:35Mittlerweile Nummer drei. Aber in Monte Carlo gab es einen Moment, da hat die Tennisbranche natürlich ein bisschen aufgehocht. Da stand auf einmal Boris Becker an der Seitenlinie beim Training von Sascha Zverev.
07:46Ja, seitdem wird in der Tennisbranche ein bisschen gemunkelt, diskutiert. Sie sind ein gut vernetzter Mann. Wissen Sie denn da schon mehr als wir?
07:52Also ich kann nur sagen, wenn die beiden wollen, dann werden sie zueinander finden. Alles andere bleibt abzuwarten.
07:57Aber das wäre eine Kombination, die Sie sich auch wünschen würden?
08:00Also ich glaube, es geht nicht darum, was ich mir wünsche. Ich fände es natürlich auch spannend. Ist keine Frage, weil Boris für mich auch ein überragender Coach ist. Das hat er auch bewiesen in der Arbeit, die er gemacht hat mit Novak Djokovic, der damals schon in der Weltspitze war. Beide haben in drei Jahren sechs Grand-Slam-Titel gewonnen.
08:13Also da muss man gar nicht mehr zu sagen. Aber ich denke, beide kennen sich gut genug und dass die Verbindung auch so eng ist, dass wenn das von beiden Seiten gewünscht ist, dann kann es passieren.
08:24Vielen Dank für diese Einschätzung.
08:27Danke.
08:28Untertitelung des ZDF, 2020