Tempest Rising will Echtzeit-Strategie im Stil von Command & Conquer zurückbringen und greift dazu viele Traditionen der klassischen RTS-Serie von Westwood auf - verpackt natürlich in ein modernes Gewand. Wir haben die beiden Story-Kampagnen der Vollversion und die Skirmish und Multiplayer-Modi von Tempest Rising für das Test-Video gespielt und haben dabei viele Stärken entdeckt. Es gibt aber auch ein paar Probleme und auch auf die gehen wir natürlich im Test-Video ein.
Tempest Rising kommt am 24.4. für PC raus, wer die 10 Euro teurere Deluxe Edition kauft, kann aber bereits ab dem 17.4. im Advanced Access losspielen.
Tempest Rising kommt am 24.4. für PC raus, wer die 10 Euro teurere Deluxe Edition kauft, kann aber bereits ab dem 17.4. im Advanced Access losspielen.
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VideospieleTranskript
00:00Wenn Tempest Rising am 24. April erscheint, dürfte sich selbst Bösewicht Kane in seinem
00:11Grab umdrehen, nämlich um zu sehen, ob die dänischen Entwickler von Slipgate Ironworks
00:16dem Anspruch gerecht werden können, einen würdigen Nachfolger im Geiste von Command &
00:21Conquer zu schaffen, dessen Marke Electronic Arts ja schon so lange versauern lässt.
00:26Entsprechend der Maxime sind die Parallelen zur Command & Conquer-Reihe überdeutlich
00:31ausgefallen und das obwohl Tempest Rising nicht im Tiberium-Universum spielen darf.
00:37Wir haben es jetzt durchgespielt und sind hin und her gerissen, denn auf der einen Seite macht
00:42es vieles gut und funktioniert als eigenständiges Spiel, auf der anderen Seite hapert es im Detail,
00:48so dass es nicht an die Extraklasse der Command & Conquer-Reihe herankommt.
00:52Wie das kommt, erklären wir euch jetzt.
00:56Anders als Echtzeit-Strategiespiele wie Age of Empires setzt Tempest Rising auf mehr Action
01:05und weniger Aufbau, also genau wie Command & Conquer eben. Statt grünem Tiberium baut ihr
01:12jetzt rotes Tempest ab, das in diesem alternativen Zeitstrang erschienen ist, nachdem die Kuba-Krise
01:18in einem Nuklearkrieg endete. Zu Beginn einer Partie baut ihr dazu Kraftwerke für die Stromversorgung,
01:24dann Tempest-Sammler, Kasernen, Panzerfabriken und so weiter. So hebt ihr dann Land- und Luftarmeen aus,
01:31sichert damit weitere Tempest-Felder und bekämpft eure Gegner.
01:35Auf dem Wasser wird dabei nicht gekämpft, eine Marine haben sich die Entwickler gespart. Doch die
01:41haben wir nicht groß vermisst. Schiffe sind in den allermeisten RTS-Titeln so nervig, dass die
01:47meisten Spieler bewusst nur Landkarten wählen. Bewusst rausgelassen wurde auch erst mal die
01:52dritte Fraktion. Spielbar sind bislang die technologisch starke und an die NATO angelehnte
01:58GDF und die etwas chaotische Dynasty-Fraktion, die im Wesentlichen den Ostblock und Asien abbildet und
02:05der Bruderschaft von Nod aus C&C nachempfunden ist. Die dritte Fraktion, die sogenannten Veti,
02:11tauchen in der Kampagne auf, sie stehen aber als spielbares Volk nicht zur Verfügung. Noch zu
02:18unserer letzten Preview hieß es, dass die Veti irgendwann nach Release nachgeliefert werden,
02:22ob das nun aber tatsächlich so kommt und in welcher Form, wissen wir noch nicht. Aber zurück zum
02:28Gameplay. Das Tempest wird direkt in Credits umgewandelt, mit denen ihr für fast alles bezahlt.
02:34Gebäude, Upgrades, Reparaturen und Einheiten. Im Unterschied zum allgemeinen Genre-Standard könnt
02:41ihr hier alles gleichzeitig in Auftrag geben, weil die Kosten nicht bei der Auswahl im Menü anfallen,
02:46sondern während dem Bau. Geht euch in diesem System also das Geld aus, werden alle
02:52Aufträge angehalten. So können dann auch mal tausende Credits in Aufgaben feststecken,
02:58ohne dass irgendwas fertig wird. Braucht ihr aber dringend Truppen, müsst ihr also
03:02Aufträge manuell wieder rausnehmen. Das System verlangt dadurch ein gewisses vorausschauendes
03:07Handeln, sonst werdet ihr schnell ineffektiv. Dieser Kern-Gameplay-Loop funktioniert insgesamt super
03:14und das ist kein Wunder, Command & Conquer hat's ja schon vorgemacht. Große Innovationen dürft ihr
03:20allerdings nicht erwarten. Ganz im Gegenteil, denn da liegen dann Hotkeys wieder ungünstig,
03:25weil das früher eben auch so war. Zum Beispiel ist die Taste für die Auswahl aller Einheiten mit
03:30Q direkt unter der Ziffern-Taste 1, wo viele ihre Hauptarmee haben dürften, einfach blöd gewählt.
03:37Verrutscht man da mit dem Finger mal, laufen alle sorgsam auf der Karte verteilten Einheiten zu
03:42eurer Hauptarmee hin. Und das kann richtig nerven, weil Kontrolle und Sicht auf der Karte die Schlüssel zum
03:49Erfolg in dieser Art sind. Generell empfehlen wir also einen Blick auf die Tastenbelegung,
03:55denn Tempest Rising hat standardmäßig ein ziemlich wirres Steuerungsschema. Das aber lässt sich alles
04:01ändern, das Spiel lässt euch die Hotkeys sehr frei selbst festlegen. Doch an solchen Kleinigkeiten
04:06zeichnet sich dann schon ab, dass es den Entwicklern ein wenig am Mut zur Emanzipation und vor
04:12allem an Genre-Erfahrung fehlt. Bemerkbar macht sich das besonders bei den Einheiten. Die sind alle gut
04:18gemacht, haben schicke Modelle, gute Voicelines und mit ihren Spezialfähigkeiten theoretisch auch
04:25eine eigene Rolle auf dem Schlachtfeld. Doch Tempest Rising begeht den Fehler vieler
04:30Echtzeitstrategiespiele und übertreibt es mit Einheitenvielfalt und Fähigkeiten.
04:35Die besten Vertreter des Genres haben so ein gutes Gefühl dafür, wo weniger auch mal mehr ist und wissen,
04:43wie man weniger Einheiten ein klares Design auf spielmechanischer und visueller Ebene verleiht.
04:49Hier dagegen gehen Einheiten und besonders die vielen Fähigkeiten schnell mal im Getümmel unter.
04:54Da ist es dann schwierig überhaupt genau zu verstehen, was passiert und welche Effekte gerade
05:00wirken. Außerdem ist das Auslösen der aktiven Fähigkeiten oft umständlich und in der Hektik kaum
05:06machbar. Trotzdem klappt vieles auch richtig gut. Gerade die Fahrzeuge fühlen sich mit ihren
05:13kraftvollen Schüssen und heftigen Explosionen wuchtig an. Und wenn dann Flugzeuge, Helikopter
05:19und Drohnen über den Himmel jagen, von Abwehrtürmen aus der Luft geholt werden oder eine Spezialfähigkeit
05:25aus dieser Seitenleiste hier alles in die Luft jagt, dann zeigt sich Tempest Rising von seiner besten
05:31Seite. Dazu trägt die Grafik ebenso bei wie der ausgezeichnete Soundtrack von Frank Klepecki,
05:37der auch schon für die Musik in Command & Conquer zuständig war.
05:41Zudem läuft das Spiel außerdem sehr flüssig, mit Ausnahme von ein paar Animationsfehlern,
06:00z.B. beim Ausladen von Einheiten aus Transportern. Auch die generelle Balance der Schlachten passt,
06:07so richten Einheiten wie der große Raketenwerfer der Dynasty oder die Belagerungsartillerie der GDF
06:13gerade so viel Flächenschaden aus, dass ihr es schnell bereut, eure Armee als großen Haufen
06:19über die Karte zu schicken. Gleichzeitig ist der Schadensoutput aber nicht so groß,
06:24dass ihr gar nicht mehr auf einen Fehler reagieren könntet. Vorausgesetzt ihr wisst,
06:29was eure und die gegnerischen Einheiten überhaupt tun. So z.B. diese große Kugel hier,
06:36die andere Fahrzeuge einfach überrollen kann. Ebenfalls gut gefallen hat uns, dass sich die
06:43beiden Fraktionen deutlich voneinander unterscheiden. Die Dynasty etwa bildet Gebäude zuerst im Menü aus.
06:49Platziert ihr sie dann auf der Karte, sind sie sofort einsatzbereit. Vergesst ihr das Platzieren
06:56allerdings, blockiert das fertige Gebäude im Menü die komplette weitere Bauwarteschlange. Bei
07:02der GDF dagegen könnt ihr mehrere Gebäude direkt auf der Karte als Baustellen platzieren, wo sie dann
07:07nacheinander ohne weiteres Zutun hochgezogen werden. Oder ein anderes Beispiel. Statt stationären
07:14Raffinerien wie bei der GDF bildet die Dynasty mobile Tempest-Sammler aus, die ihr einfach woanders
07:21hinschickt, wenn ein Feld abgeerntet ist. Die GDF wiederum kauft sich Fähigkeiten und einige
07:28Einheiten mit ihrer Spezialwährung Information, die sie passiv durch Gebäude und aktiv durch die
07:34Vernichtung feindlicher markierter Einheiten generiert. Und dieses Markieren ist wiederum Teil
07:40eines tiefer gehenden Schadenssystems, das die Dynasty mit Synergien im Bereich der Tempest-Technologie
07:46ausgleicht. Und um es noch ein wenig komplizierter zu machen, dürft ihr sogenannte Doktrinen für
07:52zusätzliche Boni erforschen. Und an dieser Stelle nebenbei erwähnt, Tempest Rising kennt ein
07:58Bevölkerungslimit von 200. Das ergibt für die Balance Sinn und ermöglicht weiterhin große Armeen,
08:05könnte für manche aber eine kleine Enttäuschung sein. Uns hat das jetzt nicht so sehr gestört,
08:11wir hätten da lieber eine dritte Fraktion gehabt, weil sich bei nur zwei die spielmechanischen
08:16Interaktionen doch recht schnell wiederholen. Und auch die KI dürfte uns gerne noch etwas
08:23stärker fordern. Aktuell kämpft die zwar vor allem mit ihren Einheiten richtig gut,
08:28beicht Artillerie-Schüssen aus und startet auch mal gut abgestimmte Angriffe aus mehreren
08:33Richtungen. In längeren Partien legt sie aber nicht genug nach, um dauerhaft eine Herausforderung
08:39zu bieten. Und apropos KI, die Wegfindung der eigenen Einheiten ist nicht immer optimal. Die
08:46Einheiten nehmen nicht immer den kürzesten Weg oder verkanten sich auch mal. Zudem vergessen
08:52Truppen immer mal wieder ihre Befehle und bleiben nach einer Kampfhandlung einfach stehen. Gerade im
08:58übrigens sehr stabil laufenden Multiplayer solltet ihr eure Einheiten also besser im Auge behalten und
09:04nicht einfach mit einem Angriffsbefehl über die Karte schicken. Aber damit genug zum normalen
09:10Gameplay, kommen wir endlich zur Kampagne. Die führt euch in die Welt ein und bietet insgesamt
09:1622 linear angelegte Missionen, jeweils 11 für die beiden Fraktionen. Die Geschichte dreht sich um den
09:23Kampf der beiden Blöcke um die Kontrolle über das Tempest und die globale Vormachtstellung nach
09:28dem Nuklearkrieg. Wie die Bruderschaft von Nod ist die Dynasty wie eine Sekte um einen zentralen
09:34Anführer herum organisiert, während die GDF im Prinzip ein etwas futuristisches NATO-Militär darstellt.
09:41Inszeniert wird das Ganze mit minimal interaktiven Missionsbriefings. Die sind grafisch gut gemacht,
09:48bieten aber lange nicht denselben erzählerischen Umfang wie die ikonischen Filmsequenzen aus dem
09:54Vorbild. Während das natürlich verständlich ist und einfach am kleineren Budget liegt, hat uns Tempest
10:17Streisung aber bei der Handlung doch enttäuscht. Denn die hat außeramerikanischen Militär-Hura und
10:24ausgenudelten Verschwörungstheorien nicht wirklich was zu bieten. Selbst die Figuren bleiben alle blass.
10:30Aus den tollen Ansätzen des Story-Trailers konnte Tempest Rising leider nicht viel machen. Nur
10:37die Dynasty Kampagne versucht sich überhaupt an einer Wendung und steuert wenigstens einen
10:43interessanten Gedanken bei. Denn das Gehabe der GDF als Weltpolizei stößt längst nicht überall
10:50auf Gegenliebe, sodass die Dynasty in vielen Gebieten eher als Befreier angesehen wird.
10:57Militär, die Dynasty sind hier. Es ist unsere Zeit.
11:04Es ist die Dynasty. Sie kommen zurück zu uns. Alle sind bereit.
11:09Militär, die Dynasty sind hier. Es ist unsere Zeit.
11:13Es ist die Dynasty. Sie kommen zurück zu uns.
11:16Ansonsten aber vergibt Tempest Rising die Chance, eine interessantere und spannendere Geschichte zu erzählen,
11:37indem es die Handlung der beiden Kampagnen, wie auch damals beim ersten Command & Conquer,
11:42parallel ansetzt, statt sie hintereinander zu schalten. Dadurch erzählen beide über weite
11:47Strecken dieselbe einfallslose Geschichte, ehe es dann gegen Ende endlich zur Sache geht,
11:52dann aber gehetzt wird. Insgesamt sind die Kampagnen okay und durch vorgerenderte
11:58Action-Sequenzen vor jedem Einsatz auch hochwertig in Szene gesetzt. Ein erinnerungswürdiges Universum,
12:05wie bei Command & Conquer, suchen wir aber vergeblich. Und ganz ähnlich verhält es sich auf
12:10spielmechanischer Ebene. Die Missionen machen durchaus Spaß. Sie sind professionell aufgebaut,
12:15unter anderem mit roten Fässern und Credit-Kisten abseits der Wege. Überraschungen oder herausragende
12:21Momente sind dagegen selten. Außerdem führt das Spiel viele Einheiten und Konzepte ungenügend ein
12:28und nutzt sie genau einmal, als wüsste es nicht genau, wie es sie ins Gesamtbild der Kampagne integrieren
12:35soll. Besser funktionieren da die übergreifenden Progressionsmechaniken. So bekommt ihr nach jedem
12:40Einsatz Punkte und Credits, die ihr in dauerhafte Boni ummünzen könnt. Hier zum Beispiel haben wir
12:47uns einen Vorteil geholt, der alle Fahrzeuge mit dem zweiten Erfahrungsrang ausbildet. Denn ja,
12:53Einheiten leveln innerhalb einer Partie auf, was das Spiel, wie so oft, nicht gut erklärt. Und so schwankt
13:00der Eindruck von Tempest Rising immer wieder zwischen beeindruckend und mittelmäßig. Auch
13:06die Vertonung des Spiels ist ordentlich, aber nur auf Englisch. Und dass das Spiel sich auch bei den
13:12Zwischenzielen in einer Mission immer wieder die Zeit nimmt, mit Kamerafahrten die neuen Umstände zu
13:18erklären und dabei zwischenspeichert, ist an sich eine gute Sache. Allerdings nimmt uns das Spiel
13:24dabei zu oft die Kontrolle in Momenten weg, wo Einheiten gerade in Kampfhandlungen verwickelt sind.
13:29Letztendlich führt das in seiner Summe zu einem Titel, der das Spielgefühl von Command & Conquer
13:35tatsächlich rüberbringt, aber immer wieder über die kleinen Dinge stolpert,
13:39die ein hervorragendes RTS von einem Ordentlichen unterscheiden.
13:59Gather the Tempest,
14:00and get out.
14:02Send the data, now!
14:04Bye!
14:07I'll see you next time.
14:10Okay!
14:11Let's go!
14:13Untertitelung des ZDF für funk, 2017